Mit Humor gegen platte Polemik
Fremdenfeindliche Äußerungen hört man am Stammtisch, bei der Arbeit, im Verein, bei Familienfesten. Doch wie am besten souverän (re)agieren? Hier zeige ich Ihnen Strategien auf, wie man platte Stammtischparolen gekonnt kontern kann.
„In der Fremde ist jeder Mensch ein Ausländer!“
Im Dialog bleiben! Unrecht benennen!
Gegen politische Diffamierung und Polemik. Angriffe und gemeine platte Stammtischparolen gekonnt kontern, souverän. Für Wertschätzung, Toleranz, Diversität und klare Benennung von Unrecht.
Mein Ziel ist es, dass wir gesellschaftlich in einem Dialog bleiben! Uns gegenseitig hören und gehört werden! Unterschiedliche Meinungen – und vor allem Erfahrungen – austauschen und stehen lassen. Die Komplexität aushalten. Wieder differenzieren. Menschenwürdiges Leben in Deutschland ermöglichen für alle seine Bewohner!
Ja, es gibt himmelschreiende Übergriffe von einzelnen Ausländern, manche von ihnen Geflüchtete/ Flüchtlinge, auf Deutsche, häufig auf junge Frauen! Dieses Unrecht muss benannt werden. Ursachen müssen beseitigt, Lösungen gemeinsam gefunden werden, (rechtliche) Konsequenzen greifen. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Umkehrschluss gilt, nämlich, dass jeder Ausländer kriminell und agressiv ist. Halten Sie sich vor Augen, wie viele Millionen Begegnungen zwischen Aus- und Inländern in Deutschland täglich völlig friedlich verlaufen! Ja, es gibt diffamierende Übergriffe von manchen Deutschen auf Fremde in diesem Land! Dieses Unrecht muss ebenso benannt werden. Ursachen müssen beseitigt, Lösungen gemeinsam gefunden werden, (rechtliche) Konsequenzen greifen. Das bedeutet ebensowenig, dass hier der Umkehrschluss zieht: Deutschland fremdenfeindlich ist, oder jeder (zweite) Deutsche ein verkapptner Nazi.
Macht-Mißbrauch gegen Menschen darf nicht kulturell verbrämt werden – weder beschönigend noch verurteilend
Ja, es gibt Erklärungsmodelle kultureller und religiöser Art, die nicht duldbar machen dürfen, wenn Unrecht geschieht durch Macht-Mißbrauch, z.B. von Männern gegenüber Frauen (und auch umgekehrt) – innerhalb einer Kultur und auch Kulturübergreifend. Dieses Unrecht ist manchmal sehr offensichtlich – z.B. bei gewaltsamen und sexuellen Übergriffen. Es wird aber häufig von Zivilcourage bis Presse nicht deutlich genug benannt oder wiederum sehr einseitig dargestellt. Diese Vergehen werden zu wenig geahndet, die Würde der Opfer muss wieder hergestellt, viel mehr noch präventiv gehandelt werden.
Bei subtileren Formen wird es dagegen schwieriger, z.B. einer nicht als gleichwertig empfundenen Behandlung von Menschen (unterschiedliche Rollen? HerabWERTung?). Schnell haben wir durchaus kulturell geprägt Stereotype, unterschiedliche WERTe-Vorstellungen und oft vorschnelle Be-WERTungen bei der Hand… hier gilt es zu hören, subjektives Empfinden einzuholen, Menschenrechte kulturell sensibel als Maßstab anzulegen, auch hier im Austausch zu bleiben, nachzufragen, Hilfe anzubieten, im Gespräch zu bleiben. Wir können vieles nicht sofort be-urteilen. Wir könnten statt zu werten erstmal würdigen …
Die Würde des Menschen muss der Maßstab sein!
Dann brauchen wir beides: Unrecht muss klar benannt und möglichst präventiv verhindert werden, egal von wem es ausgeht! UND: Wir müssen die Komplexität der Lage in Zusammenhängen sehen, denken, differenzieren. Verhältnismäßig bleiben. Die Auswirkungen auf die Menschen betrachten. Und ihre Wünsche und ihren freien Willen einbeziehen.
Wir brauchen den Menschen achtende Pluralität, Diversität, neue Blickwinkel! Wir brauchen Menschen aus ALLEN Religionen und Kulturen, die sich stark machen für die WÜRDE ALLER Menschen, für gemeinsam gelebte Werte der gegenseitigen Achtung. Es ist wichtig, dass sich Menschen FÜR Menschen wertschätzend äußern, einsetzen, auch laut werden gegen Hass und Diffamierung, wenn es sein muss. Frauen wie Männer. Christen wie Muslime… FÜR den Menschen in erster Linie, nicht für wie auch immer geartete Gruppierungen. Faschismus, Rassismus, exzessiver Fundamentalismus haben Menschen nie gefördert, entfalten lassen und zum Glück geführt – egal welcher Coleur. Wir brauchen den Menschen achtende Pluralität der Ansichten und Lebensformen in unserer Demokratie!
Vielfalt, die uns gegenseitig bereichert. Toleranz, die nicht wegschaut vor Unrecht – egal von wem es ausgeht! Deswegen mache ich mich stark für den gesellschaftlichen parteiübergreifenden Dialog und biete das Seminar „Stammtischparolen gekonnt kontern“ an. Eine Einladung an uns alle, neue Blickwinkel und Perspektiven einzunehmen! Uns bereichern zu lassen. Nicht auszulernen. Uns zu entfalten und zu erweitern…Gegen Polemik, für Stammtische.
Wer meint, ich sei gegen Stammtische, hat mich nicht verstanden. Sie haben schon historisch einen wichtigen Platz in unserer streitbaren demokratischen Kultur! Genau dort wird ja gerungen, Ansichten ausgetauscht…Ich bin gegen die Verallgemeinerung, Pauschalierungen, Verunglimpfungen, polemische stereotype Abwertungen, diffamierende Parolen. Daher ermutige ich, nicht bei der Blockade, die uns alle einholen kann, stehen zu bleiben! Sondern sie wahrzunehmen, tief durchzuatmen und dadurch kreativ zu bleiben. Um die eigene Blockade gegenüber dumpfen Parolen zu überwinden, gehören neben einem gewissen Training auch Mut und Selbstbewusstsein. Wer die eigene Blockade erkennt, kann diese dann auch überwinden.
Stammtischparolen gekonnt kontern! Wie sieht die passende Reaktion aus?
Es gibt – immer – verschiedene Möglichkeiten. Man muss überlegen, was man mit der Reaktion auslösen möchte. Will ich mein Gegenüber verdutzen, sprachlos machen oder verstehen? Haben wir eine gemeinsame Vorgeschichte und will ich auch eine gemeinsame Zukunft? Etwa bei Freunden, Kollegen, Bekannten und Angehörigen ist es wichtig, das im Hinterkopf zu behalten. Die Kunst besteht darin, eine gewisse Gelassenheit zu bewahren.
Gelassenheit allein reicht nicht aus, Strategien braucht’s…
Stammtischparolen gekonnt kontern: es gibt mindestens fünf Möglichkeiten zu (re-)agieren.
- Man tu so, als hätte man es nicht gehört, schalte auf Durchzug. Tatsächlich ist das manchmal die richtige Reaktion, vor allem, wenn man sich selbst schützen will.
- Man kann die Aussage sachlich richtig stellen.
- Man kann aber auch empathisch auf den Gesprächspartner eingehen und versuchen, ihn zu verstehen. Wie kommt er zu seiner Aussage? Was ist der Hintergrund? Bekommt er vielleicht nicht genug Geld? Ist da eine persönliche Angst oder Wut? So kommt auch er ins Nachdenken. Maxime: Verstanden ist nicht einverstanden! Ich kann komplett anderer Ansicht sein UND zugleich die Sichtweise des anderen nachvollziehen können.
- Dann gibt es noch die Hubschrauberposition, bei der man neutral auf das Gespräch blickt und schildert was passiert: „Du hast mich schon dreimal unterbrochen. Lass mich aussprechen“ oder „Das erzeugt eine Kampfstimmung. Lass uns sachlich bleiben.“ Man erinnert also an allgemeingültige Spielregeln des wertschätzenden Umgangs miteinander. Und man setzt Grenzen. So nicht!
- Oder man reagiert „schlagfertig“ im engeren Sinne, indem man spielerisch in Bildern denkt und mit Worten jongliert.
Maxime:
Ernstzunehmend auf der Beziehungsebene,
spielerisch auf der Sachebene.
Souverän & auf gleicher Augenhöhe: auch mal scharf in der Sache, respektvoll im Umgang miteinander
Sie wollen Ihr Gegenüber nicht bloßstellen, mundtot machen oder niederkämpfen – nur entwaffnen!
Das Ziel ist, die eigene Souveränität wieder herzustellen & auf gleicher Augenhöhe zu kommunizieren.
Humor kann unheimlich entspannen – wenn Lachen auf beiden Seiten möglich macht, dadurch zu erkennen, wie verzerrt die Darstellung/ Wahrnehmung eigentlich geworden ist…Manchmal ist es aber auch notwendig, klare Grenzen zu setzten und an die allgemein gültigen Umgangsformen zu erinnern im Sinne der Menschenwürde… – und zwar in beide Richtungen, wie hier unten an den Angriffs-Sätzen deutlich wird – unabhängig von der Person des Angreifers. Neuankömmlinge werden aufgrund ihrer Andersartigkeit oft pauschal diffamiert. Alteingesessene aber auch… ebenfalls aufgrund ihrer Andersartigkeit… hier brauchen wir alle miteinander Achtung, Respekt und eine Portion diskrete Neugier auf den anderen… Offenheit für das unter umständenden Gegensätzliche, echte Diversity!
Die Würde des Menschen muss in der Vielfalt Maßstab sein!
Folgend ein paar Beispiele für pauschale Parolen und mögliche entwaffnende Entgegnungen:
Polemische Angriffe und mögliche gekonnte Konter
Angriff |
Mögliche Konter |
„Flüchtlinge bekommen alles!“ |
„Sie wissen halt, wie man mit Geld umgeht.“ ;-)) |
„Die sind doch alle kriminell!“ |
„Was meinen Sie mit *kriminell*?“ |
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“Wer sind *alle*?“ |
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„Sie haben da Sorge!?“ |
„Das sind doch alles Tiere“ |
„Richtig, wir stammen ja alle vom Affen ab.“ |
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„Vorsicht, auch in mir schlummert ein wildes Tier.“ |
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„Das ist eine Diffamierung. Lass uns sachlich bleiben.“ |
Alle (blonden) deutschen Frauen sind Schlampen!“ |
„Was meinen Sie mit ‚Schlampen‘?“ |
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„Woher wollen Sie das wissen?“ |
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„Du scheinst Dich ja gut auszukennen!“ |
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„Gilt umgekehrt: ALLE muslimischen Männer sind Vergewaltiger?“ |
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„Das ist eine Beleidigung. Lass uns Männer U-N-D Frauen achten!“ |
Achten Sie auf Ihr Gegenüber nach der Replik / der schlagfertigen Antwort. Das Gespräch soll damit ja nicht beendet sein – sondern im Sinne des gegenseitigen Hörens und Ernstnehmens erst beginnen! So können Sie Stammtischparolen gekonnt kontern. Sie möchten eine Liste von fremdenfeindlichen Parolen und möglichen entwaffnenden Entgegnungen? Schreiben Sie mir eine mail!
Sie interessieren Sich für mehr?
Reaktionen in der Presse:
Was tun? Mit Humor gegen platte Polemik in: vonWegen 1/19 „Wahl ist immer! Wert(e) der Demokratie“, S. 30f. kostenloser pdf download möglich.
Lahrer Zeitung: Humor hilft gegen platte polemik
Badische Zeitung: Wie-man-am-besten-auf-stammtischparolen-reagiert
Münchner Merkur: Vorwürfe gegen Migranten: Was tun gegen Killerphrasen?